75 Jahre VEBUKU
Von Peter Bichsel, Zürich, Präsident VEBUKU
Vor 75 Jahren, am 25. Juni 1939, wurde im Hotel Savoy Baur en Ville in Zürich die „Vereinigung der Buchantiquare und Kupferstichhändler in der Schweiz“ (VEBUKU), der Berufsverband der in der Schweiz tätigen Antiquare, mit anfänglich 31 Mitgliedern gegründet. Die Gründung fiel in eine schwierige Zeit. Am 1. September sollte der Zweite Weltkrieg ausbrechen. Die in der Schweiz tätigen Antiquare sahen sich mit Handels-hemmnissen konfrontiert, die nur im Dialog mit den Bundesbehörden angegangen werden konnten: Der Clearingverkehr, d.h. das gegenseitige Verrechnen von Forderungen und Zahlungen im Zollverkehr mit Deutschland, Zuteilung von Anteilen an dem für Deutschland vorgesehenen Gesamt-Exportkontingent von Büchern, dann die 1941 vom Bund eingeführte Warenumsatzsteuer zur Deckung der Kriegsmobilmachungskosten gehörten zu den Hauptthemen, die den Verband in seinen Anfängen und noch in den Jahren nach Kriegsende beschäftigten.
Auch wenn die aus der Schweiz heraus tätigen Antiquare nach wie vor das handelshemmende Abseitsstehen der Schweiz in bezug auf die europäische Wirtschaftsge-meinschaft zu spüren bekommen, das heutige politische und wirtschaftliche Umfeld ist ein ganz anderes geworden. Tatsache ist heute die durch das Internet beförderte, schrankenlose Offenheit des globalen Marktes. Kam eine Verbandsmitgliedschaft in den Anfängen und bis weit in die 1980er Jahre hinein mehr oder weniger dem goldenen Schlüssel zum Markt gleich, so kann aus diesem Grund davon heute nicht mehr die Rede sein.
Wozu denn heute noch ein Verband? Welche Vorteile bringt eine Mitgliedschaft mit sich? Mitglied sein heisst, Teil eines beruflichen Netzwerkes zu sein, innerhalb dessen Erfahrungen ausgetauscht werden können. Der Schweizer Verband ist zu klein, um eine Geschäftstelle aufrecht zu erhalten. Informellen Kontakten und Hilfestellungen kommen deshalb um so mehr Bedeutung zu. Jedem Mitglied steht die Teilnahme an den internationalen Verbandsmessen offen, zudem das Recht am jährlich im November erscheinenden „Gemeinschaftskatalog“ mit zu machen oder an den vom deutschen, österreichischen und schweizerischen Verband gemeinsam getragenen Weiterbildungsseminaren teilzunehmen. Auf der Website www.vebuku.ch, hat jedes Mitglied die Möglichkeit, auf eigene Aktivitäten wie Kataloge und Ausstellungen aufmerksam zu machen.
Ziel der VEBUKU es, die Buntheit ihrer derzeit 59 Mitglieder nach aussen zu repräsentieren. Die inhaltliche Vielfalt oder auch die Möglichkeit des Spezialistentums machen den Beruf spannend und attraktiv. Eine Berufslehre für Antiquare gibt es in der Schweiz nicht, Quereinsteiger sind zahlreich. Jedes Mitglied betreibt sein Geschäft in der ihm beliebigen Form, als Ladengeschäft, als Messeantiquar, als Galerie, auf Anmeldung oder als Internet-Versandantiquariat, am häufigsten wohl in einer Mischform. Allen diesen Betrieben steht die Verbandsmitgliedschaft offen. Voraussetzung ist ein Eintrag ins Handelsregister, zudem sollte die Tätigkeit als Buchantiquar im Zentrum des Arbeitslebens stehen.
Eine Verbandsmitgliedschaft enthält ganz zu vorderst die Botschaft, sich professionellen Verhaltenskriterien verpflichtet zu fühlen. Mit einem Beitritt unterstellt sich jedes Mitglied den Usancen und bietet damit dem Kunden die Gewähr, dass die angebotene Ware Qualitätsstandards in bezug auf Echtheit, Vollständigkeit und Herkunft genügt. Dies kann im Sinne eines Gütesiegels im wild wuchernden Angebotsdschungel des World Wide Web und vor dem Hintergrund zunehmender Provenienzkritik dem Kunden eine nicht zu unterschätzende Orientierungshilfe sein.