Die ersten 50 Jahre der Vereinigung der Buchantiquare und Kuperstichhändler in der Schweiz
Hellmut Schumann
Mit dem Tode Hellmut Schumann's (April 1965) verringerte sich die Zahl der Initianten um ein Mitglied, das „sich für den Verband unermüdlich und unter Aufbietung seiner ganzen Kräfte eingesetzt hat“ (wie schon 1940 im Protokoll zur GV in La Neuveville festgehalten wurde). 1897 in Stuttgart geboren, liess sich H. Schumann 1929 in Zürich nieder und erwarb die alteingesessene Fa. Raustein, die er zu internationalem Ruf und Ansehen brachte.
Schweizer Kunst- und Antiquitätenmesse
Noch weniger Mitglieder als die letzte GV, gerade 10 inklusive Vorstand, vereinigte die GV 1965, wo „nach langer und angeregter Diskussion“ beschlossen wurde (anstelle einer verbandseigenen Messe von der früher die Rede war), sich mit einem Gemeinschaftsstand an der KAM zu beteiligen, denn „die Zusammenarbeit bei der Vorbereitung sei angetan, unsere Vereinigung neu zu beleben, den Geist der Kollegialität zu fördern und eine Gelegenheit uns einmal als Schweizer Vereinigung dem Schweizer Publikum gegenüber zu manifestieren“. Ein paar Wochen später an einer ausserordentlichen Versammlung wurden die Einzelheiten besprochen, ob Gemeinschaftsausstellung oder individuelle Kojen und Stände, &c., und am Schluss meldeten 22 Mitglieder ihre Teilnahme an.
Die kurz KAM genannte ‘Schweizer Kunst- und Antiquitätenmesse’ wurde vom Verband schweiz. Antiquare und Kunsthändler’ (VSAK) erstmals 1959 in Bern im Hotel Bellevue durchgeführt, wohl angeregt durch die Messen in London (Grosvenor House), Delft und München (Haus der Kunst). Die anfänglich in einem kleineren, fast familiären Rahmen gehaltene Veranstaltung gewann rasch an Bedeutung und Umfang, vor allem nachdem 1965 die Stadt Bern dafür Räume im Kunstmuseum zur Verfügung gestellt hatte. Damit erhielt auch die VEBUKU die Möglichkeit, sich daran zu beteiligen, denn „als einen interessanten Aspekt für uns betrachtete man die Möglichkeit, sich dort einem Käuferpublikum vorzustellen, das wir sonst nicht ansprechen und das nicht spontan zu uns gelangt.“
Für die Ausstellung selber hatte die VEBUKU einen eigenen Raum mit anschliessender Galerie zur Verfügung. Den Wänden entlang wurden die einzelnen Kojen plaziert, in der Mitte und in der Galerie standen ein paar Vitrinen mit ausgesuchten Objekten. Zum Erfolg lesen wir im nächsten Jahresbericht:
„Diese öffentliche Demonstration unseres Verbandes ist zur Zufriedenheit aller Teilnehmer abgelaufen. Wenn auch einige Aussteller finanziell nicht ganz auf ihre Rechnung kamen, so waren doch alle sehr zufrieden mit dem Erfolg unserer gemeinsamen Arbeit. Wir hatten seit langem wieder etwas Gemeinsames unternommen, das sich sehen lassen durfte, und wir sind uns dabei näher gekommen“.
Die Beteiligung an der KAM wurde in den nächsten zwei Jahren wiederholt, wenn auch mit nachlassender Begeisterung und sinkender Teilnehmerzahl (1966 stellten 16, und 1967 noch 11 Mitglieder aus). 1968 wurde beschlossen, nicht mehr gemeinsam mitzumachen, wobei aber einige auf Helvetica spezialisierte Kollegen auch weiterhin als Einzelaussteller teilnahmen.
Es hatte sich gezeigt, dass wir mit den alten Büchern und der Meister-Graphik doch nicht so recht zu dem (damals in Bern noch vorherrschenden) Möbel- und Antiquitäten-Sammlerpublikum passten. Der eine oder andere Aussteller mag sich noch gut an jene Besucher erinnern, die, nachdem sie durch die eine Tür in unseren Raum gerieten, sich etwas erstaunt bis befremdet kurz umblickten, um dann zügigen Schrittes der andern Tür zuzustreben und zu entschwinden. Dafür hatten die ausstellenden Kollegen für einmal viel Zeit zum Plaudern und Fachsimpeln, und dies konnte für die (damals) jüngeren Mitglieder sehr interessant und lehrreich sein, wenn z. B. Vater Laube aus seiner reichen Erfahrung die Feinheiten und besonderen Merkmale seiner schönen Helvetica-Blätter erklärte.
Die lange Dauer der KAM von fast zwei Wochen war aber das grösste Problem, vor allem für die auswärtigen Aussteller, auch wenn man sich gegenseitig aushalf bei der Betreuung der Stände während der langen Wochentage. Es sei hier festgehalten, dass die Berner Kollegen und ihre Mitarbeiter in dieser Hinsicht besonders viel leisteten. Das Problem, ob die Buchantiquare nicht eine eigene Messe von nur drei- oder viertägiger Dauer, innerhalb oder unabhängig von der KAM, veranstalten sollen, wurde schon damals diskutiert und wird später nach 1982, als wieder vermehrt VEBUKU-Mitglieder an der nun in Basel stattfindenden KAM mitmachen, erneut zur Sprache kommen.
Die erste Präsidentin der VEBUKU
1969 bekam unser Verband mit Madame Eug. Reymond aus Neuchâtel die erste Präsidentin und während der nächsten vier Jahre wird im Vorstand und bei den Versammlungen vermehrt Französisch gesprochen. Auch wurden die Rundschreiben, Einladungen und Protokolle wieder korrekt auf deutsch und französisch verschickt, wie es sich für einen schweizerischen, zweisprachigen Verband gehört. Eine Übung übrigens, die schon vorher und auch nachher zeitweise vernachlässigt wurde, weil sie zugegebenermassen mehr Aufwand erfordert, aber an die doch hier ganz nachdrücklich erinnert sein soll. In dieses Jahr fällt auch der Versuch, den 30. Geburtstag unserer Vereinigung mit einer besonderen Zusammenkunft zu feiern. Allein, von den 34 verschickten Fragebogen kamen lediglich 12 zurück, „et devant cet enthousiasme delirant“ (wie die Präsidentin diese Reaktion bezeichnete) beschloss der Vorstand die Angelegenheit fallen zu lassen.
Der Grolier Club zu Gast in Bern
Für mehr gemeinsame Aktivität sorgte dann 1970 der ‘Grolier Club’, die exklusive amerikanische Bibliophilen-Vereinigung, die in jenem Jahr auf einer ihrer ‘Bildungs-Reisen’ für ein paar Tage in die Schweiz kam und in Bern logierte. Der Vorstand beschloss, bei dieser Gelegenheit im Hotel Bellevue eine Verkaufsausstellung zu organisieren und den überseeischen Sammlern ein Nachtessen zu offerieren. Dies gab bei einer ausserordentlichen Versammlung der Kosten wegen einiges zu reden („Bärner Platte oder nicht“ - in der französischen Fassung des Protokolls ist diese Anspielung verdeutlicht: „Le ‘Bärnerplatte’ ayant des adversaires declares!“) und es brauchte M. Slatkine's lakonischen Hinweis, dass wenn man schon Geld für eine solche Einladung ausgeben wolle, „il faut en disposer d'une maniere elegante“, bis man sich einigte, aus der Verbandskasse Fr. 5000.- zur Verfügung zu stellen und, was diese Summe übersteigt, von den Ausstellern zu tragen sei. So geschah es auch.
Das Hotel stellte einen Saal zur Verfügung, wo jeder Aussteller einen Tisch für seine Bücher bekam, dazu ein paar gemeinsame Vitrinen für die kostbarsten Stücke. Dort wurde der Aperitif serviert und das anschliessende Nachtessen war dann ein elegantes Diner mit langen Kleidern und ‘black tie’ und wurde von allen sehr genossen.
„D'une façon generale, les ventes et les contactes ont ete une reussite“, resumierte die Präsidentin im nächsten Jahresbericht.